Montagsgedanken: it's okay to say goodbye - persönliche Kolumne über das Leben - Lifestyle Blog Leipzig

Montagsgedanken: it’s okay to say goodbye

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Titelbild: Montagsgedanken: it's okay to say goodbye - persönliche Kolumne über das Leben - Lifestyle Blog Leipzig

Schon lange liegt dieser Beitrag in meiner Schublade – “zu persönlich”, denke ich mir immer wieder. Doch schreiben ist für mich eine Art Therapie. Irgendwie mussten meine ganzen Gedanken mal raus. Schwarz auf Weiß kann man seine Gefühle besser ordnen, besser strukturieren und auch ein Stück weit besser aufarbeiten. Menschliche Beziehungen sind komplex, zu komplex, als sie nur mit sich alleine auszumachen. Daher seit langen mal wieder ein sehr persönlicher Montagsgedanken Post.

Wenn du plötzlich begreifst, dass du gar kein Wiedersehen willst.

Tschüss“, “bis bald“, “auf Wiedersehen” – all das geht uns leicht von den Lippen. Doch was, wenn es kein Widersehen geben wird. Tag ein Tag aus veregeht, man lebt sein Leben, macht sein Ding und irgendwann sitzt man da und sieht sich mit der Wahrheit konfrontiert: “Das war’s”.

Hier soll es nicht um die krassen lebensverändernden Abschiede gehen, sondern um die zwischen zwei Menschen, die einst sehr vertraut miteinander waren, fast täglich die Zeit gemeinsam verbracht haben und sich plötzlich nichts mehr zu sagen haben. Es war keine Enstcheidung, die mal eben so über Nacht gefällt wurde. Es ist nichts vorgefallen, was einen solchen Schritt rechtfertigen würde. Vielmehr handelt es sich hier um einen schleichenden Prozess. Irgendwann hat man immer weniger Zeit, seine Prioritäten verschieben sich, man lernt neue Leute kennen und überhaupt kommen immer mehr neue “Ausreden” hinzu. Ausreden, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, Ausreden, um sich das ganze selber schön zu reden. Aber vor allem Ausreden, um nicht der Wahrheit ins Gesicht sehen zu müssen.

Fakt ist, Abschiede gehören zum Leben dazu, so abgedroschen es auch klingen mag. Sie beginnen schon sehr früh. Glaubt man den Erzählungen, so fiel mir bereits der Abschied aus dem Kindergarten sehr schwer und die spielerischen Begegnungen von einst, sind mir heute nur von Fotos bekannt. Auf der Straße würde ich keinen mehr erkennen. Aber hey, ein Kapitel das geschlossen wird, bedingt auch immer ein Neues – noch so eine Phrase. Also Augen trocknen und weiter. Doch warum fällt es uns – mir – so schwer dieses Kapitel einfach zu schließen und endgültig “goodbye” zu sagen?

Ist es die Angst vor dem was kommt? Nicht wirklich, immerhin hat man sich in den letzten Monaten schon gut mit der Situation arrangiert – ohne das Gefühl des Vermissens. Ich glaube es sind vielmehr Scheuklappen und die Angst der Konfrontation – man redet es sich schön, schiebt es auf die Arbeit, den Alltag – man hat halt keine Zeit.

Oder will man keine Zeit haben?

Während ich diesen Alltag meistere, mein Ding mache, gibt es bereits erste Anzeichen für ein drohendes Ende. Digital prasselt es auf mich nieder – Vorwürfe, Wut, Angst, Trauer – all das lese ich und lege völlig desinteressiert das Handy neben mich und schaue irgendeine Doku über starke Frauen auf Netflix. Alles erscheint mir in diesem Moment wichtiger als mich mit der Situation auseinander zu setzen.

Dreizig Minuten später, bestens informiert über das Leben und Wirken von Jeanne d’Arc und Co., lese ich erneut, verstehe es nicht und zittere. Innerlich frage ich mich, warum? Ich bekomme Angst und muss erst einmal mit jemanden reden. Die Gedanken sind wirr und schwanken zwischen Wut und Gleichgültigkeit. Irgendwann schaffe ich es mich zu ordnen, werde diplomatisch. So typisch für mich. Anstatt wirklich zu sagen wie ich mich gerade fühle, schreibe ich irgendeinen besänftigenden Mist und versuche zu retten was zu retten ist – obwohl es bereits jetzt schon vorbei war.

Lass mal schauen, was draus wird

Später im Jahr startete ich einen, aus heutiger Sicht, letzten Annäherungsversuch. Sowas in der Art: “lass mal schauen was draus wird“, die letzte Hoffnung – irgendwie sowas. Doch es fühlt sich komisch an, fast schon falsch. Das Feeling von einst ist irgendwie verschwunden. Statt Lachen ist jedes Wort krampfig, wirkt fast schon aufgesetzt und von außen betrachtet möchte man am liebsten mit der Fernbedingung umschalten, so unerträglich ist die Situation. Statt vertrauten Berührungen, meidet man schon den schieren Blickkontakt. Ich merke, hier sind starke Gefühle im Spiel. Emotionen, die sich nicht wirklich kontrollieren lassen. Statt Konfrontation heißt es Small Talk – nicht miteinander, eher wie zwei flüchtige Bekannte, die sich gelegentlich zunicken und lächeln, damit es nicht peinlich wird.

Im Nachhinein merke ich, dass dieser Versuch viel Kraft gekostet hat, nicht körperlich aber mental. Den typischen “Alles wird wieder gut“-Phrasen folgt Resignation. Nichts passierte – die erhoffte Vertrautheit blieb aus, kein annähern, nichts. Und es wird auch nichts mehr passieren. Ab diesem Punkt realisiere ich für mich immer mehr, dass das Kapitel zu Ende geht. Nur noch wenige Seiten die mich von der Realität entfernen. Nur noch wenige Seiten bis ich es endlich begreife und mich mit der Wahrheit abfinden werde.

So vergingen weitere Wochen, der Alltag wurde gelebt, die Tage schlichen ins Land, man treibt weiter. Und dann kam dieser eine Tag – ich dachte wenigstens heute, könnte man noch einmal ein paar Seiten zurück blättern … aber nein, kein Wort, keine einzige Zeile, kein Gedanke – nichts.  Ich begreife es endlich. Das ist es, das Ende des Kapitels. Es ist an der Zeit “goodbye” zu sagen. Ganz still und heimlich, nicht persönlich, ganz ohne Aussprache und ohne zu wissen wie es soweit kommen konnte. Von beiden Seiten als Abschluss so gewählt. Statt Wut und Trauer nimmt man die Situation endlich an, blickt nicht mehr zurück, weiß, dass es nichts mehr bringen würde. Keine Worte und keine Geste würden dieses Kapitel verlängern.

Ein langes, ein sehr schönes Kapitel ist zu Ende. Naja zumindest der Anfang, das Ende war unerwartet und so überhaupt nicht absehbar – aber hey, macht sowas nicht eine gute Story aus?

Daniela

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Beitragsbild: interior inspiration & update März 2017 - Lifestyle Blog Leipzig

interior inspiration & update März 2017

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